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Vegane Ernährung

Gut fürs Klima, gut für mich?

Vegetarische und vegane Ernährung wird zunehmend beliebter. In Deutschland ernähren sich ca. neun Prozent aller Menschen vegetarisch und drei Prozent vegan (Stand 2023). Veganer*innen gehen in ihrer Ernährung noch einen Schritt weiter als Vegetarier*innen und verzichten auf alle tierischen Produkte. Da sich in deutschen Supermärkten immer mehr Ersatzprodukte, wie Seitansteak oder Sojajoghurt tummeln, scheint vegane Ernährung ganz einfach und wird auch aufgrund ihrer positiven Klimaauswirkungen angepriesen. Doch ist vegane Ernährung eine gesunde Alternative zum Fleisch- und Milchkonsum? Und tun Veganer*innen dank ihrer Ernährung wirklich mehr für den Klimaschutz? Das lest ihr in diesem Artikel.

Gesundheit
„Vegane Ernährung ist generell ungesund“. Das wird öfter behauptet, ist aber laut Andreas Hahn, Professor für Lebensmittelwissenschaft und Humanernährung, ein Mythos. Das A und O bei veganer Ernährung ist nämlich wie bei allen Ernährungsformen, die Ausgewogenheit der Lebensmittel. Eine gut geplante vegane Ernährung mit Obst, Gemüse, Getreide, Nüssen und Hülsenfrüchten kann uns mit den notwendigen Nährstoffen versorgen. Das Einzige, was eine vegane Ernährung nicht liefert, ist Vitamin B12. Sofern dies aber z.B. als Tablette ergänzend aufgenommen wird, muss es Veganer*innen an nichts fehlen. Teilweise sehr authentische Ersatzprodukte lassen auch geschmacklich nichts vermissen. Allerdings sind diese Alternativen oft stark verarbeitet und enthalten mehr Fett, Zucker und Salz als frisch zubereitete Lebensmittel. Daher ist die vegane Hähnchenbrust zwar eine nette Ergänzung, sollte aber nur in Maßen konsumiert werden.

Es gibt zudem Studien, die zeigen, dass vegane Ernährung im Gegensatz zu fleischlicher das Risiko für bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes senkt. Allerdings gibt es unterschiedliche Meinungen, wenn es darum geht, für wen vegane Ernährung gesund ist. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung beispielsweise empfiehlt vegane Ernährung nicht für Schwangere, Stillende oder Kinder. Hingegen betont z.B. die Tierschutzorganisation PETA basierend auf Studien, dass vegane Ernährung in allen Lebensphasen gesund sein kann, sofern die Zusammensetzung stimmt. Die VeChi-Youth-Studie z.B. hat gezeigt, dass vegane bzw. vegetarische Kinder, die an der Studie teilnahmen, im Vergleich zu fleischessenden Kindern keine nennenswerten Unterschiede in Bezug auf die Nährstoffversorgung aufwiesen.

Klima und Umwelt 
Unsere Ernährung hat aber nicht nur einen großen Einfluss auf unseren Körper, sondern auch auf Klima und Umwelt. Treibhausgasemissionen, Bodenerosionen, Grundwasserbelastungen oder Artensterben stehen in engem Zusammenhang mit unserer Ernährung. Tierische Lebensmittel belasten Umwelt und Klima insgesamt wesentlich stärker als pflanzliche: z.B. können 66% der Treibhausgasemissionen die in Zusammenhang mit unserer Ernährung entstehen und 61% der landwirtschaftlichen Flächennutzung auf tierische Lebensmittel zurückgeführt werden. Ein riesiger Teil der Fläche wird hierbei für den Futtermittelanbau genutzt, was höchst ineffizient ist. Für 1 Kalorie aus Rindfleisch sind z.B. 10 Kalorien aus Getreide notwendig, die sonst auch direkt vom Menschen gegessen werden könnten. Pflanzliche Lebensmittel haben aufgrund zahlreicher Faktoren daher fast immer wesentlich bessere Ökobilanzen als tierische Lebensmittel. 

Damit pflanzliche Ernährung auch tatsächlich besser für Umwelt und Klima ist, ist aber auch z.B. der Herkunftsort wichtig. Mandeln beispielsweise, die als Mandeldrink einen veganen Boom erlebt haben, brauchen viel Wasser, kommen aber oft aus wasserarmen Regionen, die viel künstliche Bewässerung brauchen und haben eine lange Reise hinter sich, z.B. aus Kalifornien. Daher ist es auch wichtig darauf zu achten, was für pflanzliche Lebensmittel du konsumierst, z.B. Hafermilch statt Mandelmilch, und woher sie kommen. 

Also?
Vegane Ernährung kann gesund für dich sein, sofern sie ausgewogen ist und sie ist fast immer besser für Klima, Umwelt und natürlich Tiere. Wenn du darüber nachdenkst dich vegan zu ernähren, aber noch Fragen hast, dann sprich auch mit deinem Arzt oder deiner Ärztin. Für welche Ernährungsweise du dich auch entscheidest, es ist wichtig, dass du dich aktiv mit deiner Ernährung beschäftigst, damit sie gut für dich und gut für Klima und Umwelt ist. 

Hier sind einige Tipps für gesunde und klimafreundliche Ernährung zusammengefasst: Konsumiere weniger oder kein Fleisch oder tierische Lebensmittel. Informiere dich vorher, wenn du deine Ernährung umstellst, damit es dir an nichts mangelt. Achte darauf, woher die Produkte kommen (regional), zu welchem Zeitpunkt du welche Produkte kaufst (saisonal) und unter welchen Bedingungen sie angebaut wurden (Bio und fair). 

Text: Lilith Winterstein