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Market Garden

Klein, bunt, produktiv – was Market Gardening mit der Zukunft zu tun hat!

Die Idee ist einfach und gibt es im Prinzip schon seit dem 19. Jahrhundert: auf kleiner Fläche möglichst viel Gemüse anbauen zur Nahversorgung von Städten. Dieses Konzept kommt gerade wieder neu in Fahrt und das ist gut so, weil es Landwirtschaft anders denkt. Die Rede ist vom „Market Garden“ oder „Marktgärtnerei“. Sie baut Gemüse an und das auf ziemlich wenig Platz: gerade mal 1000 qm bis maximal 3 ha Fläche, dafür sehr kleinteilig strukturiert. Besser, nicht größer wollen die Marktgärtner*innen werden und so machen sie es:

Wie arbeitet ein Market Garden?
Wenig Fläche, viel Ertrag. Dazu sollen die Abläufe effizient und nachhaltig sein. Das heißt, dass der Boden mitwächst, damit auch die Menschen, die nach uns kommen - in der nächsten Saison oder Generation - dort Essen anbauen können. Ausgelaugte Böden werden wiedergutgemacht und weiter aufgebaut. Regenerativ heißt das. Diese Regeneration und Effizienz wird durch Vielfalt, einfache Technik, dafür viel Handarbeit, einen guten Plan und regionale Vermarktungsstrategien erreicht.

Vielfalt
30 bis 50 Kulturen finden in einer Marktgärtnerei Platz, darunter alte Sorten, die in der industriellen Landwirtschaft unbrauchbar, aber lecker und widerstandsfähig sind. Vielfalt ist resistent gegenüber Schädlingen, Dürren und Krisen. Wird eine Kultur befallen, gibt es Ausweichmöglichkeiten, für die Betriebe dennoch Geld zu verdienen und für die Menschen, etwas zu essen. Mischkultur, also Gemüsesorten zusammen pflanzen, die sich gut verstehen und beschützen, macht die Vielfalt auch optisch sichtbar.

Einfache Technik, dafür viel Handarbeit
In einer Marktgärtnerei gibt es keine großen Traktoren und Maschinen. Dafür kleine Geräte, die ein bisschen aussehen wie ein Rasenmäher und den Boden fräsen oder eine Gründüngung mulchen können wie die Großen. Sie sind leicht und wendig und halten den Boden locker. So können die Gemüsepflanzen tief wurzeln und damit kann man sie enger pflanzen. So erhöht man einerseits den Ertrag pro Fläche und hält sich andererseits die Arbeit in Schach: wenn der Boden durch so viele Pflanzen bedeckt ist, trocknet er weniger aus und Beikräuter kommen nicht so gut durch. Das heißt: weniger Gießen und Hacken. Kompost, Mulch, Mischkultur, Fruchtfolge sind alles Techniken, die Verwendung finden. Sie brauchen Kopf, Gefühl und Hand von guten Gärtner*innen, aber keine Abhängigkeiten von Großindustrien.

Ein guter Plan
Damit  Gärtner*innen das auch haben, muss die Arbeit so gestaltet sein, dass sie sich auf ihren Garten freuen und die Arbeit machbar ist. Ein Market Garden ermöglicht Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft, die für viele attraktiv sind. Durch die gute Planung der Prozesse sind normale Arbeitsbedingungen möglich. Alles beginnt mit der Bedarfsanalyse: was und wie viel davon wird gebraucht? Wie wächst alles am besten? Mischkultur und Fruchtfolge wird ausgeklügelt. Auch die Laufwege und Standorte der Wasserquellen werden zumindest bei der Grundplanung des Betriebes mitbedacht. Alles um Zeit zu sparen und die Effizienz zu erhöhen. Effizienz heißt auch anbauen, was gebraucht wird und alles verkaufen können – ohne Spekulationen.

Regionale Vermarktungswege
Deswegen sind regionale Vermarktungswege wichtig. Eine Marktgärtnerei gärtnert für die Stadt nebenan, für die Restaurants ums Eck und für die Nachbar*innen. Sie ist auf Wochenmärkten vertreten oder wirtschaftet nach dem Prinzip einer Solidarischen Landwirtschaft. Und weil sie die großen, globalen Herausforderungen dieser Zeit lokal angeht, kann sie auch die Bedarfe besser abschätzen. Das gibt ihr die Sicherheit, aufbauend, nachhaltig und zukunftsweisend das Land zu bebauen.

Fazit
Ein Market Garden ist also eine Landwirtschaft, die es anders machen will. Sie fördert Vielfalt, schafft Alternativen, baut Gemeinschaft und Boden auf. Sie ist auf Leben ausgerichtet: für den Boden mit all seinen Bewohnern, für die Landwirt*innen, die ohne großes Risiko und mit kleinen Investitionen von den Früchten ihrer Arbeit leben können und für die Verbraucher*innen, die gesunde und nährstoffreiche Lebensmittel aus der Region bekommen. Das ermöglicht eine Souveränität in Bezug auf Ernährung und ist ein wichtiger Teil einer nachhaltigen Zukunft. Schau doch mal, ob es auch einen Market Garden bei dir gibt. Wenn nicht – mach doch selbst einen!

Autorin: Marie-Luise Großmann