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Landwirtschaft

Warum es junge Menschen für die Zukunft der Landwirtschaft braucht

Dachtest du, Landwirtschaft betrifft dich nicht?
Dann schau auf deinen Teller oder deinen Kaffee am Morgen. Landwirtschaft steckt in fast allem, was wir konsumieren – sie versorgt uns mit Nahrung, Kleidung und Energie. Sie bietet die Grundlage für jedes Nahrungsmittel – ohne sie könnten wir schlicht nicht leben. Gleichzeitig steht die Landwirtschaft vor enormen Herausforderungen. Sie wird unmittelbar durch den Klimawandel erschwert (Dürren und Starkregen) und ist zugleich Ursache für diesen. Doch sie kann auch einen Beitrag zur Anpassung und Abfederung der Klimakrise leisten.

Landwirtschaft und Klimakrise
Durch eine nachhaltige Bewirtschaftung von Böden können einerseits die Emissionen von Treibhausgasen reduziert und andererseits Kohlenstoff aus der Atmosphäre im Boden gespeichert werden. Doch dafür braucht es vielfältige, ressourcenschonende und standortangepasste Anbaumethoden. Landwirt*innen stehen gegenwärtig jedoch unter immensem wirtschaftlichem Druck und sind zunehmend gezwungen, auf Kosten von Umwelt, Tieren und Arbeitskräften zu wirtschaften. Doch eine ökologisch und sozial nachhaltige Landwirtschaft innerhalb planetarer Grenzen ist unumgänglich für den Erhalt menschlicher Existenzgrundlagen.

Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen industrieller und bäuerlicher Produktion
In der Landwirtschaft existieren unterschiedliche Produktions- und Wirtschaftsweisen: In der Agrarindustrie dominieren monopolartige Großkonzerne die Produktion von Betriebsmitteln wie Saatgut, Düngemittel und Pestizide. Sie sind am Weltmarkt aktiv und handeln profitorientiert. Deshalb werden planetare Grenzen systematisch überschritten, was auf kurze Sicht die Gewinne steigert, aber auf lange Sicht die Produktionsgrundlagen wie Böden, Wasser und Wälder zerstört. Die Agrarindustrie ist geprägt von biodiversitätsarmen Monokulturen, Massentierhaltung sowie synthetischem Düngemittel- und Pestizideinsatz.
Die bäuerliche Landwirtschaft ist durch vielfältigere, kleinteiligere Strukturen gekennzeichnet. Verschiedene Betriebszweige auf einem Hof schaffen Resilienz gegenüber Klimawandelfolgen und erhöhen die Anpassungsfähigkeit. Bäuerliche Landwirtschaft neigt zu ökologischen Anbaumethoden und geschlossenen Nährstoffkreisläufen. Ihr Erhalt sollte ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sein und dementsprechend politisch gefördert werden. Die zunehmende Abhängigkeit der bäuerlichen Landwirtschaft von den Produktionsmitteln der Agrarindustrie macht eine klare Trennlinie jedoch immer schwieriger.

Bäuerliche Betriebe unter Druck – Das Höfesterben
Aufgrund des steigenden ökonomischen Drucks kämpfen viele bäuerliche Höfe ums Überleben. Seit 2010 haben in Deutschland im Schnitt 278 Betriebe pro Monat geschlossen. EU-weit waren es zwischen 2005 und 2020 fast 40 Prozent aller Höfe. Immer größere Flächen Land konzentrieren sich in den Händen weniger agrarindustrieller oder spekulativer außerlandwirtschaftlicher Investoren. Der Zugang zu Land wird für kleine Betriebe immer schwieriger, da die Spekulation die Boden- und Pachtpreise in die Höhe treibt. Kleinere und mittlere Betriebe können mit der Konkurrenz schlicht nicht mithalten.

Die junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (jAbL)
Dem versucht die jAbL – die Jugendorganisation des bäuerlichen Verbands AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) – etwas entgegenzusetzen. Sie ist Teil der globalen bäuerlichen Bewegung La Via Campesina, der größten sozialen Bewegung überhaupt. Die junge AbL kämpft für gerechten Zugang zu Land, faire Arbeitsbedingungen, nachhaltige Bodenpolitik und Existenzgründungsförderungen. Sie setzt sich für Bodengerechtigkeit und für politische Förderungen von jungen bäuerlichen Landwirt*innen ein, um die Gründung und Übernahme von Höfen zu erleichtern. Die jAbL organisiert Demos, Aktionen, Fachgruppen und ist in Gremien vertreten.

Warum es mehr junge Menschen auf dem Acker braucht
Das Durchschnittsalter von Landwirt*innen in Deutschland liegt bei 53 Jahren. Mit anderen Worten könnte man sagen, dass in den nächsten 10 bis 15 Jahren durchschnittlich fast alle aus der Landwirtschaft in Rente gehen. Somit braucht es Nachfolger*innen, die die Höfe erhalten, übernehmen und sich für eine zukunftsfähige und resiliente Landwirtschaft einsetzen.

Dein Interesse ist geweckt?
Wenn du in der Landwirtschaft, im Gartenbau oder im agrarwissenschaftlichen Raum arbeitest oder bäuerliche Anliegen unterstützen möchtest, kannst du dich mit anderen jungen Menschen bei der jAbL organisieren. Wenn du dir unsicher bist, ob du dir beruflich eine Zukunft in den Grünen Gewerben vorstellen kannst, schau doch mal bei „Hof mit Zukunft“ vorbei. Ansonsten bieten beispielsweise der Youtube-Podcast „Der Boden auf dem wir stehen“, der Instagram-Kanal der jAbL, das Bündnis junge Landwirtschaft oder das Emanzipatorische Landwirtschaftsnetzwerk Möglichkeiten, sich zu diesem Thema weitergehend zu informieren und einzubringen. Sei dabei, für eine sozial-ökologische Agrarwende!

Text: Anne Klingenmeier