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Klimafreundliche Ernährung

Mit meinem Essen das Klima retten – ist das nicht ein bisschen viel verlangt?

Nicht wirklich! Laut Berechnungen des IPCC, dem Weltklimarat, erzeugt die Lebensmittelproduktion ganze 37% der weltweit emittierten Treibhausgase. Somit ist unsere Ernährung eine der wichtigsten Stellschrauben im Kampf gegen die Klimaerwärmung!

Und was soll ich dann am besten essen?

Also, zunächst kannst du auf möglichst regional hergestellte Lebensmittel achten. Kurzer Transportweg = wenig CO2-Emissionen, ist ja klar. Dabei kommst du teils auch sehr preisgünstig weg, bei Kartoffeln oder Zwiebeln zum Beispiel. Und wenn du im Winter nicht doch wieder bei Paprika aus Israel oder Weintrauben aus Südafrika landen willst, bleibt nur eine harte Erkenntnis: Nicht alles wächst zu jeder Jahreszeit.
Hier lohnt sich... 
1. die Frage, ob du im November ernsthaft Melone zum Überleben brauchst und 
2. der Blick in den Saisonkalender!

Puh, ein Glück - Fleischsaison ist bei uns ja quasi immer…

Oh oh - damit kommen wir zum nächsten Problem: Der weitaus größte Batzen der oben benannten lebensmittelbedingten Klimaemissionen entsteht bei der Herstellung tierischer Produkte.

Und das liegt vor allem am benötigten Futter. Acht bis zehn Pflanzenkalorien werden für die Erzeugung einer Fleischkalorie benötigt. Die Energiebilanz von Molkereiprodukten und Fisch ist übrigens nicht ganz so schlecht, aber auch alles andere als effizient.

Hinzu kommt: Der fürs schnelle Wachstum der Tiere wichtige Eiweißanteil im Futter besteht zu einem Großteil aus Soja - was zusätzliche Emissionen bedeutet. Denn Soja kommt vor allem aus Südamerika, und dort werden wegen der hohen Nachfrage stetig mehr Urwaldflächen (also wichtige CO2-Speicher) gerodet.

Das heißt unterm Strich: Wenn du beim Obst und Gemüse ausschließlich zu regionalen und saisonalen Produkten greifst, dir dazu aber täglich zwei Schnitzel gönnst, bleibt deine Klimabilanz dennoch unterirdisch!!

Ich brauche aber Eiweiß für meine Muskeln!

Gar kein Problem! Pflanzliches Eiweiß ist mindestens genauso wertvoll wie tierisches Eiweiß (sieht man ja an der Verwendung von Soja als Tierfutter...), und du findest es in vielen leckeren und erschwinglichen Lebensmitteln: Kidneybohnen, rote Linsen, Räuchertofu...

Wenn sich dir jetzt beim Wort Tofu die Nackenhaare aufstellen - entspann dich: Das Sortiment der so genannten Fleischersatzprodukte hat sich in der letzten Zeit nahezu explosionsartig vergrößert. Es sind also jetzt ganz schön viele Menschen, die sich für Seitanschnitzel, Lupinenwürstchen und Erbsenburger begeistern können. Genau die richtige Zeit, es jetzt endlich auch mal zu wagen! Übrigens: Es gibt auch Käse auf Kokosbasis, Pflanzenmilch aus Hafer, Joghurt aus Soja u.v.m.

Und – um eines aus der Welt zu räumen: Für Lebensmittelsoja in Tofu oder Sojamilch werden in der Regel keine Regenwälder gerodet! Diese Soja stammt überwiegend aus Kanada oder Europa.

Diese Fleischersatzprodukte sind mir aber zu teuer!

Gut, 1:0 für dich – da hast du leider recht. Aber weißt du auch, woran das liegt? Sojamilch und Veggie-Wurst fallen bedauerlicherweise nach wie vor nicht unter den ermäßigten Mehrwertsteuersatz, der für Grundnahrungsmittel gelten soll; somit sind sie teurer als tierische Produkte, die für sieben statt 19 % MwSt. verkauft werden dürfen. Es ist zu hoffen, dass sich das bald ändert.

Und was ist mit Bio??

Gut, dass du es erwähnst! Bio ist in der Regel klimafreundlicher als nicht-bio. Erstens ist die Herstellung von Dünge- und Spritzmitteln extrem energieintensiv und zweitens wirkt bei tierischen Produkten auch hier wieder der Futterfaktor: Die berühmt-berüchtigte Gensoja, die für den Großteil der weltweiten Regenwaldabholzung verantwortlich ist. Beides ist bei sämtlichen Biosiegeln nicht erlaubt. Wenn du dann allerdings eine Bio-Ananas aus Nicaragua kaufst, ist das natürlich dennoch nicht der Gipfel des klimafreundlichen Einkaufs ;)

 

Fazit

Ok – zugegeben: Du musst dich ein wenig informieren, um dich klimafreundlicher zu ernähren.
Aber: Das Problem der Klimaerwärmung wird immer offensichtlicher, die Reduktionspläne für Treibhausgase werden immer drastischer, eine Fleischsteuer ist im Gespräch. Kurz: Wir werden unsere Gewohnheiten sowieso ändern müssen! Gehöre also zu den early adaptors und beginne schon jetzt damit! Jeder fleisch-, kuhmilchfreie oder saisonal-regionale Tag in der Woche hilft, deinen Climate Footprint zu verkleinern.

Text: Maike Strietholt
 

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