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Fleisch und Klima

Schweinerei

Stell dir vor es ist Krieg und keine*r geht hin.

Der Spruch ist alt, was aber bleibt: Es braucht die Menschen, die mitmachen. Und es leuchtet uns ein: Wer gegen Krieg ist, aber Waffen verkauft, den finden wir nicht authentisch. Stell dir vor, wir Menschen füttern einen Wirtschaftszweig, der unsere Lebensgrundlage zerstört. Aufrichtig, die Klimakrise abwenden zu wollen, aber die Fleischproduktion zu unterstützen – erscheint uns das authentisch?

# Klimawandel
Die globale Fleischproduktion trägt mehr zum Klimawandel bei, als der gesamte Verkehrssektor zusammengenommen – also alle Autos, Flugzeuge, Schiffe usw. Die Treibhausgasemissionen der Fleischproduktion sind folglich enorm hoch. Wir halten Millionen von Tieren – und die brauchen Futter. Dafür roden wir Regenwald ab und setzen durch die Verbrennung, aber auch durch den freigesetzten, ehemals in Holz und Boden gespeicherten Kohlenstoff, sehr viel CO2 frei. Außerdem fehlen uns dann die Bäume für die zukünftige CO2–Speicherung. Viele Tiere heißt viel Futtermittelanbau, heißt viele Ställe die bewirtschaftet werden, heißt viel Transporte und Kühlenergie.

# kolonialistisch
Deutschland bewirtschaftet im globalen Süden landwirtschaftliche Flächen, die größer als die einheimischen Ackerflächen sind – überwiegend für die Produktion von Futtermitteln für den eigenen Fleischbedarf. 
Viele dieser Flächen wurden von Kleinbäuer*innen bewirtschaftet und deren Ernte lokal vermarktet. Bis die Flächen, häufig illegal und gewaltvoll, von den großen Konzernen des globalen Nordens enteignet wurden. Das sind jetzt Flächen, die der Bevölkerung vor Ort nicht mehr zur Nahrungsproduktion zur Verfügung stehen.

# Hunger
70% der globalen Agrarflächen werden für Tierhaltung und Fleischproduktion genutzt. Ziehen wir das Weideland ab und nehmen nur die Ackerflächen der Futtermittelproduktion, ist das immer noch 1/3 der Gesamtagrarfläche. In Zahlen: 90% der globalen Sojaernte und 50% der globalen Getreideernte verfüttern wir an Tiere. Wenn wir bedenken, dass für 1kJ (Ernährungseinheit) aus Fleisch, 16 kJ pflanzliche Nahrung verfüttert werden müssen, dann ist das ganz schön absurd, oder? Immerhin haben ca. 800 Mio Menschen keinen ausreichenden Zugang zu Nahrung und müssen hungern. Wenn wir das Getreide für Menschen statt für die Masttiere in Europa anbauen würden, könnten wir alle Menschen unserer Erde problemlos ernähren.

# Ressourcenraubbau
Die Herstellung tierischer Lebensmittel ist viel ressourcenintensiver als der Anbau von Gemüse, Getreide etc. Der Flächen- und Frischwasserbedarf liegt um ein Vielfaches (ca. 10:1) über der Produktion pflanzlicher Nahrung. Die Nachfrage nach Futtermitteln führt zu einer Intensivierung der Landwirtschaft und gigantischen Monokulturen. Diese sind sehr anfällig und verbrauchen einen Großteil energieaufwendig hergestellter chemischer Düngemittel, die nicht selten auch nur als endliche Ressourcen vorhanden sind.

# Verseuchung von Ökosystemen
In der Massentierhaltung entstehen gigantische Mengen Gülle. Wir nennen sie auch Gülle-Überschüsse, weil wir viel zu viel davon haben, als dass sie von den Ökosystemen wieder aufgenommen werden könnten. Bei der Ausbringung der Gülle entstehen negativ klimawirksame Gase wie Lachgas und Methan. Sie sind schädlich für das Klimasystem und für die Wasser-Ökosysteme.

# Krankheit, Tod
Einem Huhn in Massentierhaltung steht eine Fläche von 20*20 cm, einem Schwein 80-100 cm zu. Ihnen werden Schnäbel, Zähne und Schwänze gekürzt, um die gegenseitige Verletzungsgefahr zu reduzieren. Weil klar, auf so engem Platz rasten die Tiere aus und tun sich weh.

In Deutschland sterben jährlich allein 40.000.000 Tiere bei der Aufzucht: an Krankheiten oder weil sie zertrampelt oder zerquetscht werden.

Stell dir vor…
# regenerative Landwirtschaft
Systeme der regenerativen Landwirtschaft haben sich durchgesetzt. Hier werden nur so viele Tiere gehalten, wie ein Hof an eigenen Weideflächen zur Verfügung hat. Das ist nicht viel, das sind etwa zwei bis vier Kühe auf 1 ha Land. Dabei wird beachtet, wie viel Gülle die eigenen Ackerflächen an Düngung aufnehmen können. Auf Sojafutter und präventive Medikamente wird ganz verzichtet.

# lokale Ernährung
Wir haben keine gigantischen Verteilungsprobleme mehr, weil wir das globale Ackerland nur noch lokal bewirtschaften lassen. Die Ackerflächen dienen zum größten Teil der Nahrungsproduktion. Was angebaut wird, wird von denen entschieden, die bewirtschaften und auf lokalen Märkten verkaufen. Hunger ist nicht mehr ein strukturell bedingtes Phänomen.

# Leben
Wir haben den grundlegendsten Wirtschaftszweig, unsere Nahrungsproduktion, am Leben ausgerichtet. Es wird in Kreisläufen gewirtschaftet und fruchtbares Leben und Vielfalt geschaffen, statt ausgebeutet. Diesen Weg haben schon viele Menschen eingeschlagen - komm mit!

Dass eine fleischfreie oder eine Ernährung ohne tierische Produkte ungesund sei, ist ein Mythos.
Die biologische Vielfalt der Nahrungspflanzen hat alle Nährstoffe zu bieten! 

Und: in dem Fleisch aus der Massentierhaltung sind sicherlich eh nur noch weniger Nährstoffe zu finden. Probier Veränderung doch mal aus! Oder schließt euch zusammen: erzähle dein Wissen weiter und animiere deine Familie oder deine Freunde, gemeinsam mit dir Veränderung zu versuchen. Du kannst auch mit deinen Lehrer*innen darüber sprechen, an der Schule eine AG gründen und zum Beispiel vegetarisches Schulessen fordern. Du glaubst die kleinen Schritte bringen nichts? Jeder Schritt führt uns einen Weg näher zum Ziel!

Aber klar, die große Politik muss sich ändern. Also tu dich mit deinen Freund*innen zusammen und dann zeigt ihnen eure Meinung: geht auf Demos, z.B. zur jährlichen ‚Wir haben es satt‘ Demo in Berlin, schreibt E-Mails an die Abgeordneten eurer Städte und Bezirke, bezieht eure Lehrer*innen und Eltern ein, es auch zu tun. Mischt euch ein, es ist eure Zukunft!

Stell dir vor, eine andere Welt ist möglich geworden. Weil wir gemeinsam die Veränderung gelebt haben!

Text: Sophie Hamm
 

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